„Mit Hörverlust muss sich heutzutage niemand mehr abfinden“


Was tun, wenn Hörgeräte nicht mehr helfen? Dr. Markus Brandstetter, Facharzt und Hörspezialist aus Rosenheim, klärt auf, welche Behandlungsmöglichkeiten es jenseits von konventionellen Hörhilfen gibt und für wen sie in Frage kommen

örverlust zählt zu den Volkskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Und das, obwohl es seit mehr als 30 Jahren eine Technologie gibt, mit der diese Beeinträchtigung erfolgreich behandelt werden kann – auch dann, wenn Hörgeräte nicht mehr helfen. Der Name dieser noch viel zu unbekannten medizinischen Revolution lautet Cochlea-Implantat, kurz CI. Doch was genau ist ein Cochlea-Implantat, wann wird es eingesetzt und warum ist Hörverlust so viel mehr als nur die Tatsache, nicht hören zu können? Antworten auf diese und andere Fragen gibt Dr. Markus Brandstetter.

Rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit leiden an Hörverlust, mit steigender Tendenz: Alleine bis 2050 erwartet die WHO einen Anstieg von knapp 60 Prozent. Wie erklären Sie sich dieses Wachstum?

Zum einen wird unsere Gesellschaft aufgrund des medizinischen Fortschritts immer älter, wodurch das Risiko, an Hörverlust zu leiden, steigt. Entgegen der öffentlichen Meinung handelt es sich jedoch nicht nur um ein altersbedingtes Phänomen. Neueste Untersuchungen der WHO belegen einen signifikanten Anstieg von Hörverlust in der Altersgruppe von 12-35 Jahren. So ist beispielsweise fast jeder vierte Jugendliche durch den dauerhaften Konsum von zu lauter Musik gefährdet, eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. Bereits heute leiden rund 35 Millionen Kinder unter 15 Jahren weltweit an Hörverlust, jedes tausendste Neugeborene kommt sogar mit einer schwerwiegenden Hörminderung zur Welt. 

Hörverlust kann also jeden betreffen. Welche Auswirkungen hat er auf unseren Alltag?

Die Fähigkeit zu hören, hat einen großen Einfluss auf viele Bereiche des menschlichen Lebens. Von Hörverlust Betroffene neigen dazu, sich zurück zu ziehen und können so schneller vereinsamen. Wer schlecht versteht, wird immer versuchen, solche unangenehmen Situationen zu meiden. Betroffene warten oft sehr lange, bevor sie sich für eine Hörhilfe entscheiden. Zwischen dem Beginn des Hörverlusts und der Versorgung liegen oft bis zu 10 Jahre. Eine frühe Versorgung könnte Lebensfreude und Aktivität erhalten und sollte keinesfalls als Einschränkung gesehen werden. Mit einem guten Hörsinn ist es leichter, bis ins hohe Alter aktiv und selbstständig zu sein, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen und am Leben teil zu haben. Studien der letzten Jahre lassen zudem den Rückschluss zu, dass ein Zusammenhang zwischen schlechtem Hören, Demenz, Stürzen und Depressionen besteht.

Das klingt gravierend, warum lassen sich dann nur so wenige Betroffene behandeln?

In vielen Fällen finden sich besonders Menschen mit fortschreitendem Hörverlust im hohen Alter mit ihrer Situation ab. Oft herrscht die Meinung vor, dass wenn Hörgeräte nicht mehr helfen, alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Mit Hörimplantaten können fast alle Arten von Hörverlust erfolgreich behandelt und das Gehör bis ins hohe Alter erhalten werden. Zudem, und das ist mir besonders wichtig, kann sogar der Ausgleich einer Schwerhörigkeit vor einer demenziellen Entwicklung schützen!

Wie funktioniert ein Hörimplantat und warum kann es eine Alternative zum Hörgerät sein?

Grundsätzlich funktionieren Hörgeräte und Hörimplantate grundverschieden. Ein klassisches Hörgerät kann man sich wie einen Verstärker vorstellen, der alle Geräusche einfach nur lauter macht. Das heißt, ein Hörgerät kann nur dann helfen, wenn das Gehör noch soweit intakt ist, dass es die eingehenden Töne zu Signalen für das Gehirn verarbeiten kann. Ein Hörimplantat hingegen kann, vereinfacht ausgedrückt, den Hörsinn komplett ersetzen. Es kann also auch dann eine Alternative sein, wenn der Hörsinn nicht im Stande ist, die eingehenden Töne aufzunehmen. Die gängigste Form der Hörimplantate ist ein sogenanntes Cochlea-Implantat, kurz CI genannt.

Wie kann man sich ein CI vorstellen?

Das CI besteht aus zwei Teilen: dem sogenannten Audioprozessor und dem eigentlichen Implantat. Der Audioprozessor ähnelt im Aussehen und der Funktion einem Hörgerät. Das bedeutet, das Mikrofon des Audioprozessors, das in der Regel hinter dem Ohr getragen wird, nimmt die Geräusche aus der Umgebung auf. Anders jedoch als beim klassischen Hörgerät wandelt dann ein Sprachprozessor die akustischen Signale in elektrische Signale um und gibt sie durch die Haut an das Implantat weiter. Das Implantat wiederum wird hinter dem Ohr und unter der Haut an der äußeren Schädeldecke eingesetzt. An dem Implantat befinden sich sogenannte Elektroden, die in die Hörschnecke eingeführt werden und am Hörnerv einen Reiz erzeugen. Im Prinzip ersetzen die Elektroden die beschädigten Härchen in der Hörschnecke, die normalerweise den Hörnerv stimulieren würden.

Welche Risiken sind mit dem Einsetzen eines Cochlea-Implantats verbunden?

Generell gilt die Operation mittlerweile als Routine-Eingriff und wird als nicht besonders riskant eingestuft. Aber natürlich ist jeder Patient anders und sollte daher auch über mögliche Komplikationen ganz individuell mit seinem Operateur sprechen.

Für wen kommt eine solche Hörlösung in Frage?

Grundsätzlich kann das CI für alle Menschen eine Alternative sein, bei denen das konventionelle Hörgerät nicht oder nicht mehr hilft. Doch auch hier muss man den Einzelfall betrachten. Denn es gibt viele Arten von Hörverlust, zum Beispiel die Schallleitungsschwerhörigkeit, Schallempfindungsschwerhörigkeit oder eine kombinierte Schwerhörigkeit, und für jeden Hörverlust gibt es die passende Hörlösung.

Welche Kosten sind mit einem CI für den Patienten verbunden?

Wenn die Betroffenen bestimmte Kriterien erfüllt, tragen in Deutschland die Krankenkassen alle Kosten für das Implantat sowie die komplette Behandlung inklusive Nachsorge und Batterien für den Audioprozessor. Das sind etwa 30.000 Euro. Ein großer Unterschied übrigens zum Hörgerät, bei denen Patienten einen nicht unerheblichen Teil meist selbst bezahlen müssen.

Wo können sich Betroffene über die Behandlungsmöglichkeiten mit einem CI informieren?

Die richtige Beratung bei Hörverlust ist sehr wichtig. Wenn Hörverlust auftritt oder zunimmt ist es essenziell, sich umfassend von Experten zu diesem Thema beraten zu lassen, um alle Möglichkeiten zu erkennen, die sich bieten um das Gehör zu erhalten. Anlaufstellen können der eigene HNO-Arzt oder spezielle Implantationskliniken.

Wie kann ich sicherstellen, dass ich Hörverlust früh erkenne?

Regelmäßige Untersuchungen des Hörvermögens sind wichtig, um eine Verschlechterung schnellstmöglich erkennen und behandeln zu können. Selbst nimmt man den fortschreitenden Hörverlust oft nicht wahr, meist sind es Bekannte und Freunde, denen er auffällt. Daher gilt: selbst bei den ersten Anzeichen den Experten aufsuchen, denn so kann Betroffenen frühestmöglich geholfen und viel Lebensqualität gesichert werden.

Stand: Januar 2022

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Über MED-EL

MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2600 Personen aus rund 80 Nationen in 30 Niederlassungen.

Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Menschen in 140 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL. Zu den Hörlösungen von MED-EL zählen Cochlea- und Mittelohrimplantat-Systeme, ein System zur Elektrisch Akustischen Stimulation, Hirnstammimplantate sowie implantierbare und operationsfreie Knochenleitungsgeräte.www.medel.com

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